Freitag, 17. März 2006

Winterblues

winterblues
Draußen liegt Schnee, oder eher dreckiger Matsch
eisiger Wind kriecht durch die Ritzen der Fenster
das Heulen der Winterstürme trägt ein schauriges Konzert an meine Ohren
kahle Bäume biegen und ächzen unter der Last des Schnees
einsam sitzt eine Krähe auf dem Schornstein des Nachbarhauses
ihr heiseres Krächzen hallt durch die Luft
der alte Mann führt seinen schwarzen Hund spazieren
sonst nur Leere und Ödnis
ein Gefühl von Einsamkeit und Trauer
Hilflosigkeit und Unruhe
der Drang, eine Änderung herbeizuführen
und gleichzeitig die Gewissheit, nichts ausrichten zu können
die Fähigkeit Geduld zu wahren, wird zur Zerreißprobe

Mittwoch, 8. Februar 2006

Heimlicher Ausflug

SonnenuntergaengeGlutrot versank die Sonne hinter den sanft geschwungenen Hügeln. Die grünen Hänge waren in ein überirdisches Licht getaucht und eine sommerlich laue Brise wehte den Klang von Musik herüber.
Seufzend pustete Lisbeth die Kerze aus und zog sich von der Veranda ins Innere des Hauses zurück.
Hier wohnte sie zusammen mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und ihren beiden kleinen Geschwistern.
Heute Abend war Tanz auf dem großen Dorfplatz, doch der Vater hatte ihr verboten, dort hinzugehen. Das war so ungerecht. Die Töchter der anderen Bauern durften auch dort hingehen und auch Charlie würde dort sein. Alles war so schrecklich.
Vor dem Herd saß ihre Familie versammelt. Der Vater zog gedankenverloren an seiner Pfeife, die Mutter und Großmutter waren dabei Socken zu stopfen. Tim und Stella rannten um den großen Esstisch herum und spielten Fangen.
Lisbeth standen die Tränen in den Augen. Sie war nun fünfzehn Jahre alt und hatte in ihrem Leben noch fast nichts erlebt. Jedes Jahr wieder vertröstete der Vater sie auf das nächste Jahr. Wenn sie erst etwas älter sei, dann dürfe auch sie zum Dorffest gehen. Ein bisschen älter, das war doch lächerlich. Alle anderen Mädchen in der Nachbarschaft waren bereits alt genug in den Augen ihrer Väter, nur Lisbeth nicht.
In der hinteren Ecke des Hauses stand der Bottich mit kaltem Wasser. Lisbeth ging geradewegs darauf zu, ohne ihre Familie auch nur eines Blickes zu würdigen. Schnell machte sie sich etwas frisch und ging dann in das hintere Zimmer, in dem sie gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern schlief. Auf die verwunderten Blicke ihrer Familie erwiderte sie, sie sei müde.
Schnell kroch Lisbeth unter das Laken. Im Haus herrschte eine erdrückende Hitze und schon nach kurzer Zeit strampelte sie entnervt die Decke weg.
Sie musste heute Abend einfach zum Dorffest gehen. Charlie, der Sohn des Nachbarn hatte sie heute morgen, als sie auf der Wiese die Kühe gehütet hatte, gefragt, ob sie auch zum Dorffest kommen würde. Natürlich hatte sie zugesagt, denn sie wusste ganz genau, dass sie nicht die einzige war, die Charlie toll fand. Und dann hatte der Vater es ihr verboten. Wie konnte er nur?
Wütend stampfte Lisbeth mit den Füßen in die Decke. Wenn sie heute nicht da wäre, würde sich ein anderes Mädchen Charlie schnappen. Obwohl nein, das würde er nicht machen. er ahtte ja schließlich SIE gefragt, ob sie auch kommen würde.
Lisbeth fasste einen Plan. Sie würde heute Nacht zum Dorffest gehen, ohne das irgendjemand etwas merken würde. Sie würde warten bis ihre Familie schlief und sich dann aus dem Haus schleichen. Sollten ihre Geschwister wach werden, dann würden diese denken, sie ginge einfach nur zur Toilette und sofort wieder einschlafen. Nur ein Problem gab es: Was sollte sie ihrem Vater sagen, wenn einer der anderen Bauern ihm erzählen würde, dass er seine Tochter auf dem Dorffest gesehen hatte.
Doch auch dafür fand sie eine Lösung. Im Dorf gab es ein Mädchen, dass Lisbeth sehr ähnlich sah. Sie würde einfach behaupten, die Männer hätten zuviel getrunken und sie mit diesem Mädchen verwechselt.
Ungeduldig wartete sie, bis ihre Familie endlich ins Bett gegangen war. Leise schlich sie sich aus dem Bett und horchte eine Minute lang, ob irgendjemand sich rührte. Sie schnappte sich ihr Kleid und ihre Sandalen undund huschte durch die Tür ins Freie. Schnell streifte sie sich das Kleid über und machte sich auf den Weg.
Als sie unterwegs war, war sie froh, dass der Weg sie nicht durch den Wald führte und sie legte trotzdem noch etwas an Tempo zu. Die Nacht war wunderbar lau und Lisbeth konnte die Musik und die Stimmen nun schon immer deutlicher hören. dorffest2Sie bog um die Ecke und stand endlich vor dem großen Marktplatz. Die Leute waren ausgelassen am Feiern und Lisbeth erkannte sofort bekannte Gesichter. Doch sie konnte nirgends Charlie entdecken. Wo konnte er denn bloß sein? Suchend guckte sie sich um und da sah sie ihn. Ihre Beine wurden schwach und ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Doch, das war ganz sicher Charlie und das Mädchen in seinen Armen, das ihn stürmisch mit Küssen übersäte war niemend anderes, als ihre beste Freundin. Lisbeth schossen die Tränen in die Augen. Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um und lief den ganzen langen Weg nach Hause zurück. Wie dumm sie gewesen war. Wegen eines Jungen hatte sie ihre Familie hintergangen. Aus Scham weinte sie gleich noch ein bisschen doller. Als sie am Tor ankam mahnte sie sich zur Ruhe, zog sich hastig um und schlich sich ins Bett. Dort weinte sie sich leise in den Schlaf...

Mittwoch, 25. Januar 2006

Der Unfall

England, der 17. Oktober 1767. Es war noch dunkel draußen als Dave Winston verschlafen den Weg zu den Stallungen entlang ging! "Seine Lordschaft, der Graf von Canterbury, wünscht auf die Jagd zu gehen, Dave. Sieh zu, dass du in die Stallungen kommst! Der Graf kann es nicht leiden, wenn sein Pferd nicht auf die Minute genau bereit steht!Du weißt, wie der Graf ist, also sieh zu!" Mit diesen unsanften Worten war Dave heute vor einer Stunde, genauer gesagt um 3.00 Uhr am Morgen, aus seiner Koje im Bedienstetentrakt gescheucht worden, hatte gerade noch Zeit für eine Katzenwäsche und sich dann gleich auf den Weg gemacht!Oh ja, er wußte wie der Graf war, so hatte er doch schon des öfteren Bekannntschaft mit dessen Reitgerte gemacht, wenn dem Grafen mal wieder etwas nicht schnell genug ging.
Die frische Morgenluft kroch Dave langsam in alle Glieder. "Es geht langsam auf den Winter zu.", hatte der alte Stallknecht Pavel gestern noch zu Dave gesagt und sich einen Schluck aus seinem Flachmann gegönnt. Dave musste grinsen. Gestern schien die Sonne noch strahlend am Himmel und Zeugen des Winters waren höchstens die bunten Blätter an den Bäumen, die sich nun langsam, getragen vom Wind, ihren Weg zum Boden suchten, doch heute sah die Welt schon ganz anders aus. Dave zog sich das Cape fester um die Schultern. Einige Tropfen fielen auf seine Kappe und Dave huschte schnell in die von den Pferden aufgewärmten Stallungen, ehe sich draußen aus den Tropfen ein Regenschauer entwickelte.
Pavel stand schon vor der Box, in der das Lieblingspferd des Grafen, ein edler Rappe, untergebracht war. "Na Dave, was habe ich gestern gesagt?!Der Winter ist im Kommen! Ich spüre das in den Knochen. Heute wird es noch einen ordentlichen Sturm geben, aber der Graf kann ja nicht hören, will unbedingt trotzdem auf die Jagd gehen. Na, der wird schon noch eines Tages sehen, was er von seinem Dickkopf hat., schimpfte Pavel vor sich hin. Dave sprang lachend mit einem Satz über die Boxentür und scherzte: "Bei dir steckt etwas ganz anderes in den Knochen, Pavel.Und nun gib mir mal die Striegel, wir wollen ja schließlich fertig werden!" Der alte Stallknecht murmelte noch etwas vor sich hin, zog seinen Flachmann ein Stück weit aus der Tasche, um ihn dann verstohlen wieder zurückzustecken. Schweigend machten die beiden sich an die Arbeit, denn umso schneller sie fertig wurden, desto eher konnten sie zu Mary, der gemütlichen und großherzigen Köchin des Grafens gehen und sich etwas zum Frühstück abholen.
Nachdem sie den Rappen fertig gestriegelt hatten, sattelten und zäumten sie ihn auf und führten ihn aus der geräumigen Box heraus. Eines musste man dem Grafen lassen, für seine Pferde war ihm nichts zu schade. Gerade waren sie aus der Box getreten, da kam auch schon der Graf um die Ecke gehuscht."Ah, ich sehe Sie sind bereits fertig, meine Herren!Wonderful!Dieses Wetter verscheucht mir noch das ganze Wild." Mit sich selber redend nahm er Dave die Zügel aus der Hand, stieg auf und war auch schon aus dem Stall heraus. Sein Gefolge kam aus den angrenzenden Stallungen, stieg ebenfalls auf seine Pferde und hoch zu Roß machte sich der Pulk auf den Weg.
Dave atmete hörbar auf. Das war ja alles nochmal gut gegangen. Nun konnte er sich auf den Weg in die warme Küche machen und sich dort eine Weile aufwärmen, bevor er dann später die Stallungen misten, die Pferde füttern und auf die Weiden bringen würde.
Er rannte schnell durch den kalten Nieselregen über den Hof und lief die Treppenstufen in den Keller hinab.
Als er die Tür öffnete, tauchte er in die wohlige Wärme der Küche ein und der Geruch von gebratenen Eiern und frischem Brot stieg ihm in die Nase. Mary drehte sich freudig um und drückte Dave erstmal, wie sie es immer zu pflegen tat, wobei Dave jedesmal das Gefühl hatte ersticken zu müssen oder zerquetscht zu werden. Kaum hatte er sich aus ihrer Umarmung gelöst, wuschelte sie ihm durch das Haar und schob ihn zu dem großen schweren Eichentisch, der in der Mitte der Küche stand. Dave wärmte seine von der Kälte steifen Finger an dem heißen Pott Kaffee, den Mary ihm hinstellte. Gierig schlang er das zubereitete Frühstück hinunter und lauschte dem allgemeinen Klatsch, den die Bediensteten in der Küche miteinander auszutauschen pflegten. Als er schon mit dem Essen fertig war und gerade aufstehen wollte, kam Robert, der Ankleider des Grafen, aufgeregt in die Küche gelaufen. "Hört, hört, hört alle her...es muss etwas Schreckliches passiert sein. Das Pferd des Grafen ist soeben ohne Reiter in den Hof eingelaufen. Es soll sofort ein Suchtrupp losgeschickt werden. Wo ist der Stallbursche? Ah, Dave, komm schnell, du sollst die Pferde aufzäumen helfen. Wir müssen uns eilen!"
Dave sprang von seinem Stuhl auf, warf sich sein Cape um die Schultern und setzte seine Kappe auf, um dann schnell durch die Kellertür in Richtung Stall aufzubrechen. Was mochte wohl passiert sein? Gewiß, Überfälle gab es des Öfteren, aber bei diesem Wetter!? Der Graf war zwar kein guter Mensch, aber schließlich war er sein Arbeitgeber. Wenn dem Grafen etwas zugestoßen war, wo sollte er dann künftig arbeiten und leben? Völlig außer Atem kam Dave an den Stallungen an. Pavel hatte derweil schon den Rappen des Grafen eingefangen und in seine Box gebracht. Der Stall füllte sich mit den Leibwachen des Grafen, die nun schnell zu den Boxen ihrer Pferde gingen, um diese fertig zu machen. Dave schnappte sich Sattel und Zaumzeug und half den Leibwachen beim Aufzäumen. Nach einer knappen halben Stunde waren alle Reiter bereit aufzubrechen. Nach einer kurzen Lagebesprechung teilten sie sich in kleinere Gruppen auf und trieben ihre Pferde in den Regen hinaus.
Dave war völlig aufgewühlt. Während er die Ställe mistete, konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er mochte diesen Mann nicht, nein noch mehr, er hasste ihn sogar, aber er wollte sich trotzdem nicht ausmalen, was wäre, wenn der Graf Opfer eines Überfalls geworden war.
Nach einer ihm endlos erscheinenden Zeit hörte er endlich Hufgetrappel und Rufe am Tor. Der Tross des Grafen ritt in den Hof ein und auf einer Bahre wurde ein leblos erscheinender Körper hinter einem der Pferde hergezogen. "Oh Gott, der Graf ist tot.", entrutschte es Dave. Pavel legte ihm die Hand auf die Schulter und deutete lachend in die Richtung der Reiter: "Ich würde mal behaupten, dass Tote sich nicht alleine Aufrichten können und Laufen erst Recht nicht!" Dave folgte dem Blick Pavels und erkannte den Grafen sofort, wie er mit seiner Reitgerte gewappnet, schon wieder Befehle erteilte. Eigentlich hätte er jetzt nur Erleichterung fühlen sollen, aber er konnte sich kaum ein hämisches Grinsen unterdrücken. Am Hintern des Grafen hing seine Reithose in Fetzen herunter und er war über und über voller Matsch.
Dave konnte es kaum erwarten, in die Küche zu kommen und zu hören, was passiert sei, doch zuerst musste er noch die Pferde versorgen. Voller Ungeduld rannte er danach in die Küche, in der eine heitere Stimmung vorherrschte. Der Graf sei auf der Jagd beim Zielen mit seiner Flinte vom Pferd gefallen und mit dem Hosenboden an einem Ast hängengeblieben. Da dieser Ast den fülligen Grafen nicht habe halten können, sei jener abgebrochen und mitsamt des Grafen in ein Matschloch gefallen.
Die nächsten Wochen war der Graf in Höchstform. Er kommandierte herum und sein Gefolge konnte ihm nichts Recht machen. Doch die Strapazen waren um einiges leichter zu ertragen als sonst, denn so richtig Ernst nehmen konnte den Grafen keiner und so wurden auch Wochen nach dem Unfall noch Geschichten und Witze über den Grafen erzählt, was zur allgemeinen Erheiterung beifügte.

Sonntag, 15. Januar 2006

Das Geheimnis

"Blablabla....sinnloses Gerede, jeden Tag nur sinnloses Gerede!Wo ist der Verstand der Leute geblieben?" Gerda warf wütend ihr Pausenbrot in die Mülltonne. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieder einmal schienen alle Menschen von einem anderen Planeten zu kommen, wo man eine andere Sprache sprach und den Wert auf alle grundsätzlich unwichtigen Sachen der Welt legte.
Tief in ihre Gedanken versunken setzte Gerda sich auf ihre Lieblingsbank im Park. Einfach nur die Seele baumeln lassen, hoch hinauf in die rauschenden Baumkronen blicken und sich seinen Gedanken hingeben, das war Gerdas liebste Beschäftigung am Nachmittag.
Anders als ihre Klassenkameradinnen machte Gerda sich herzlich wenig aus ihrem Aussehen, interessierte sich nicht für die neuesten Modekreationen und war sich bewusst, dass sie jeden Tag die "Out - Spalte " in den Zeitungen erfüllte. Doch was wussten die anderen Mädchen der Schule schon von Gerda. Für die war sie doch nur die stille, etwas verschrobene Gerda, die absolut uncool und unbeliebt war und mit der man sich lieber nicht sehen ließ.
Die Jungs der Schule wussten nicht einmal, dass es eine Gerda auf ihrer Schule gab, außer vielleicht der Thomas, so sagte man es sich jedenfalls, aber ganau wusste das keiner.
Auch das Gerda ein Geheimnis hatte, das wusste keiner. Und das würde auch keiner erfahren, denn Gerda würde sich hüten, es irgendjemandem zu erzählen.
Gerdas Vater wusste auch nichts von Gerdas Geheimnis, er war auch viel zu beschäftigt mit seiner Arbeit, als dass er sich für Gerdas Geheimnisse interessieren würde. Gerdas Mutter starb vor vor vierzehn Jahren bei Gerdas Geburt und Gerda hatte sie nie wirklich kennengelernt.
Gerda saß auf ihrem Lieblingsplatz und blickte in die saftig grünen Baumkronen. Gleich war es wieder soweit, gleich war es zwei Minuten nach vier. Gerda stand langsam von ihrem Platz auf und blickte sich unauffällig um, ob sie auch niemand beobachtete und ging dann auf den großen Baum zu. Sie strich über den rauen Stamm, sprach ihre geheime Formel blickte sich noch einmal kurz um und verschwand im Inneren des Baumes.
Sie ging ein kurzes Stück durch einen dichten Nebel, bis sie den Tau durch ihre Sandalen an den nackten Füßen spürte. Sie atmete die morgenfrische Luft ein und ließ ihren Blick über die saftig grünen Hänge schweifen. Am Horizont säumte ein schillernder Regenbogen die Hügel und die Sonne schien warm auf Gerdas Gesicht.
Über einen kleinen gewundenen Weg kamen geschäftig drei kleine Gestalten auf sie zu. Gerda ging ihnen fröhlich entgegen und als sie auf gleicher Höhe waren begrüßte sie sie freudig.Sie schloß sich ihren kleinen Freunden an und so gingen sie, wie jeden Tag, gemeinsam den Weg den Hügel hinauf. Bald kamen sie an die Spitze des Hügel und genossen einen kurzen Augenblick lang den wundervollen Ausblick, der sich ihnen bot.
Vor ihnen lag ein azurblaues Meer, dessen Rauschen einen sofort in Besitz nahm und an dessen Ufer sich ein riesiger weißer Sandstrand voller Palmen erstreckte.
Hier war Gerda wirklich zuhause, hier war der Ort, an dem sich die Bewohner Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nahmen: Hier war man darauf bedacht, so viel Zeit wie möglich mit Träumen zu verbringen.
Dazu waren extra Hängematten an den Palmen angebracht, in denen man sich von der leichten Brise durchschaukeln lassen konnte und sich ganz seinen Träumen überlassen konnnte.
Gerda zog sich die Schuhe aus und suchte sich eine Hängematte, um ihrer Lieblingstätigkeit nachzugehen: zu träumen.
Als die Sonne langsam unterzugehen begann, rollte Gerda sich entspannt aus der Hängematte. Es war Zeit zu gehen. In ihrer Welt war es nun beinahe sieben Uhr abends und die Haushälterin würde mit dem Abendessen auf sie warten.
Also verabschiedete Gerda sich kurz von ihren Freunden und machte sich auf den Weg zu dem großen alten Baum auf der Wiese, durch den sie wieder in ihre Welt gelangen würde. Liebevoll streichelte sie den Stamm des Baumes und entschwand durch den Nebel in ihre Welt.
Keiner hatte sie bemerkt, als sie aus dem Stamm stieg. Sie machte sich auf den Weg nach Hause.

Montag, 9. Januar 2006

Eine Geschichte

Langsam geht sie durch die Straßen. Ihr Herz schlägt immernoch wie wild, doch davon nimmt sie bis dato gar keine Notiz. Zu weit weg sind ihre Gedanken!In ihrem Kopf hallen nur die Wörter "verlassen, verlassen, verlassen" und "eine Andere".
Konnte das wirklich wahr sein, oder würde sie gleich schweißgebadet aufwachen und feststellen, dass es sich um einen lächerlichen Albtraum handelt, um dann erleichtert zurück in die Kissen zu sinken? Um sich zu vergewissern, kneift sie sich selbst in den Arm und schreckt bei dem Schmerz, der sie augenblicklich durchschießt, zusammen.Es war also alles wirklich passiert!Seine Worte und Gesten waren so schmerzhaft gewesen und hatten ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. Doch wo bleiben die Tränen, die den Schmerz erträglicher machen?
Langsam biegt sie in ihre Straße ein. Geht vorbei an zwei streitenden Hunden, an einem Penner, der in der Mülltonne nach etwas Eßbaren sucht und bahnt sich einen Weg vorbei an dem Umzugswagen, der vor der Haustür zu ihrem Wohnblock parkt. Doch von alledem bekommt sie nichts mit, ist sie doch in Gedanken ganz weit fort.
Im Treppenhaus überholen sie zwei Möbelpacker, die fluchend eine Couch durch das enge Treppenhaus tragen und dabei einen unerträglichen Lärm verursachen. Von oben kommt ein junger Mann die Treppe herunter, lächelt ihr zu und stellt sich kurz als ihr neuer Nachbar vor. Sie ist müde, erwidert schnell den Gruß, während sie nebenbei schon in ihrer Handtasche nach dem Haustürschlüssel sucht.
Sie schließt die Tür auf und entschwindet in die dunkle Ruhe ihrer Wohnung, weg von dem Getöse, das die Handwerker verursachen.
Ruhe... ja, das ist es, was sie jetzt braucht...Ruhe, um ungestört nachdenken zu können, um begreifen zu können. In der Küche gießt sie sich einen Tee auf und setzt sich ins Wohnzimmer, um nachzudenken.
Es war also wahr. Sie hatte es schon lange vermutet, aber machte es das dadurch weniger schlimm? Die ständigen Überstunden, die vorgeschobenen Betriebsreisen. Wann hatten sie sich in letzter Zeit überhaupt mal gesehen, und war es dann nicht anders gewesen, als damals? Irgendwie kälter und distanzierter. Jetzt war es raus: Er hat eine Andere, seine Sekretärin! Seine Sekretärin, das war doch lächerlich! Wie oft hatte sie in vielen Filmen darüber gelacht, dass immer die hübsche junge Sekretärin die Geliebte der Männer wird! Und jetzt passiert genau ihr so etwas! Warum bloß? Hat sie ihm nicht mehr genügt? War die andere einfach hübscher, jünger, attraktiver als sie? Die Stille um sie herum scheint sie zu erdrücken, sie greift zur Fernbedienung und schaltet den Fernseher ein. War er es überhaupt Wert, dass sie jetzt zuhause saß und vor sich hin grübelte, warum sie nicht mehr mit ihm zusammen sein durfte? Natürlich nicht, aber weh tat es trotzdem! Ihr ist kalt und sie beschließt ins Bett zu gehen. Morgen sieht die Welt bestimmt schon wieder besser aus!
Der nächste Morgen ist nicht besser, aber sie geht trotzdem in den Park, um zu joggen. Die frische Luft macht den Kopf frei und lässt sie vielleicht wieder auf andere Gedanken kommen. Im Hausflur trifft sie wieder auf den jungen Mann von gestern, diesmal ringt sie sich sogar ein Lächeln ab und wechselt kurz ein paar Worte mit ihm! Er ist Versicherungsmakler und hat sich gerade von seiner Frau getrennt.
Nach dem Joggen geht es ihr wirklich schon wieder etwas besser, sie macht sich einen kleinen Snack und setzt sich an den Computer! Kann ihr Leben und ihr Schicksalsschlag nicht eine gute Geschichte abgeben? Sollten andere Leute doch ihre Geschichte erfahren, vielleicht hilft es denjenigen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, wenn sie sehen, dass sie nicht die einzigen sind.
Die nächsten Monate verbringt sie damit, ihren Roman zu Ende zu schreiben. Ihre Wohnung verlässt sie eigentlich nur, um schnell ein paar Besorgungen zu machen und um ein paar Sätze mit dem netten Nachbarn zu wechseln.
Der Verlag ist begeistert, ihr Roman wird ein voller Erfolg.
Ihren Ex - Freund hat sie jetzt beinahe ein halbes Jahr lang nicht gesehen. Die Zeit heilt wirklich die Wunden, mit jedem Tag geht es ihr wieder ein bisschen besser und sie findet langsam zurück ins Leben.
Als sie eines Tages den Müll herunter bringt, trifft sie wieder einmal ihren Nachbarn und die beiden kommen ins Gespräch. Schüchtern fragt dieser sie, ob sie sich vorstellen könne, am Abend mit ihm Essen zu gehen. Nach kurzem Zögern sagt sie zu und geht zurück in ihre Wohnung.
Und da ist es wieder... dieses Kribbeln im Bauch. Panisch durchsucht sie ihren Kleiderschrank, um dann festzustellen, dass sie nichts Passendes zum Anziehen hat.
Nach Monaten geht sie das erste Mal wieder in die Stadt, um sich etwas Schickes zum Anziehen zu kaufen. In einer edlen Boutique findet sie ein sündhaft teures Kleid. Als die Verkäuferin ihre Kreditkarte durch die Kasse zieht, fühlt sie ein wohliges Kribbeln im Bauch!
Stolz betrachtet sie sich am Abend im Spiegel. Sie fühlt sich endlich wieder als richtige Frau.
Als es an der Tür klingelt, ist sie aufgeregt, wie ein kleines Kind. Ihre Hände werden feucht und sie spürt, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit macht.
Die beiden fahren in eines der schicksten Restaurants der Stadt. Als sie durch die Tür treten, sieht sie sofort, dass an dem Tisch hinten an der Wand ihr Ex - Freund mit seiner neuen Freundin sitzt.
Es macht ihr nichts mehr aus, sie setzt sich an den reservierten Tisch und genießt den wunderschönen Abend. Die Blicke ihres Ex - Freundes prallen an ihr ab, denn sie ist fasziniert von dem Mann, der ihr gegenüber sitzt.

Mittwoch, 14. Dezember 2005

Platzangst

fahrstuhl
Tief in mir entwickelt sich dieses beklemmende Gefühl.
Erst ist es noch ganz schwach, doch dann wird es immer stärker und stärker.
Ein Gefühl, als schnüre es mir die Luft ab, als wolle es mich ganz langsam zerquetschen.
Mir scheint die Wände kommen auf mich zu.Ich fühle mich gefangen.
Gefangen in meiner Angst, gefangen in meiner Panik.
Doch endlich kommt der Fahrstuhl unten an. Die Türen öffnen sich, ein frischer Windzug weht herein.
Meine Lungen füllen sich mit der klaren, frischen Luft.
Mit jedem Atemzug fällt die Angst weiter von mir.
Ich atme die Angst einfach weg und entschwinde in die Freiheit.

Mittwoch, 7. Dezember 2005

Was ist ein Augenblick?

der-augenblickder-augenblick-2der-augenblick1
Wie lang ist ein Augenblick? Eine Sekunde, eine Minute,...?Kann man Augenblicke festhalten?
Manchmal wäre es schön, wenn man das könnte. Manchmal hat man den innigen Wunsch, diesen einen Moment nicht loszulassen, ihn noch weiter auszukosten.
Manchmal hat man eine grandiose Idee, die im nächsten Augenblick leider sofort wieder verflogen ist.
Aber könnte man Augenblicke festhalten, würde man damit auch die Chance vergeben, den nächsten Augenblick zu erfahren, da man zu dem Zeitpunkt noch am alten Augenblick festhalten würde.
Wobei immer noch nicht bestimmt ist, wie lange ein Augenblick ist! Ein Augenblick kann nur solange andauern, bis er vom nächsten Augenblick abgelöst wird. Das dürfte,wenn man von der Bedeutung des Wortes an sich ausgeht, solange dauern, wie man etwas mit dem Auge im Blick hat.
Oder genau solange, wie man sich an der Schnittstelle zwischen der Vergangenheit und der Zukunft befindet, also der Zeitabschnitt, den man zur Gegenwart zählt.
Dieser Gedanke scheint bis ins Unendliche fortzuspinnen zu sein...
Fest steht: Ein Augenblick ist eben nur für den Augenblick, aber es kann auch sehr schön sein, sich an besonders lebendige Augenblicke zu erinnern.

Gegenwart

Augenblicke gehn vorüber
schneller als man hätte gedacht
manchmal kehren sie auch wieder
und dann häufig unbewusst
viele denken nur an zukunft
und an die Vergangenheit
doch was ist mit der Sekunde
die man nennt die Gegenwart
Haus-der-gegenwart
www.haus-der-gegenwart.de

Montag, 5. Dezember 2005

Der Traum

Er kommt in der Nacht traum-2
manchmal auch am Tag,
und lässt dich in eine andere Wirklichkeit entfliehen.
Meistens bringt er schöne und spannnende Geschichten, manchmal aber auch Abenteuer, Gruselszenen oder traurige Erfahrungen mit sich.
Es heißt, dass man im Traum seine Erlebnisse, Gefühle und Gedanken verarbeitet.
Ich glaube, dass Träume dazu beitragen, dass wir zur Ruhe kommen und uns erholen.
Manchmal geben Träume uns aber auch Zeichen, sie weisen uns den richtigen Weg und sie helfen uns Lösungen zu finden.
Ich träume gerne.
traum

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